Das Projekt
Die Digitalisierung von historischen Zeitungen wird für Archive immer wichtiger, um regionalen Forschern eine wichtige Informationsquelle zu erschließen. Zeitungen nehmen für die Zeitgeschichte eine bedeutende Rolle ein, sind sie doch – obwohl sie nicht als Primärquelle gelten – ein Zeitzeugnis, das das Geschehen einer Region dokumentiert und teilweise auch kommentiert.
Gerade für die von der sozialistischen Kreispartei in St. Pölten herausgegebene Wochenzeitung „Eisenwurzen“, die erst 1928 als Regionalausgabe der Zeitung „Volkswacht“ gegründet wurde und bis zu ihrer gewaltsamen Auflösung 1934 als sozialdemokratisches Blatt die Themen der Industriearbeiterschaft im Ybbstal behandelte, ist dieses Digitalisierungsprojekt besonders bedeutend. Im Vergleich von „Eisenwurzen“ und dem großdeutschen und bürgerlichen „Boten von der Ybbs“ entstehen die für historische Forschungsprojekte so wichtigen Diskussionsgrundlagen. Aber auch andere Regionalzeitungen sind mittlerweile online gestellt und ermöglichen eine gute Vergleichsbasis zum Geschehen im Mostviertel.
Besonders die Zeit vom Justizpalastbrand 1927 bis zum Bürgerkrieg 1934 ist für Österreichs Geschichte eine Phase der Radikalisierung der parteipolitischen Kämpfe. Heimwehr und republikanischer Schutzbund stehen repräsentativ für die Verhärtung der Fronten beim Versuch, das nach dem Ersten Weltkrieg auf einen kleinen Rumpfstaat reduzierte Österreich, politisch und wirtschaftlich neu zu ordnen.
Als mit der Einführung des Ständestaats die sozialdemokratische Partei und ihre Veröffentlichungsorgane verboten wurden, verschwand damit auch die Möglichkeit das Zeitgeschehen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und öffnete der Manipulation faschistischer Publikationen das Tor zur Gleichschaltung der Gesellschaft.
Über die Internetplattform https://archiv-eisenwurzen.at werden die 310 Wochenausgaben der „Eisenwurzen“ als pdf zum Nachlesen und Erforschen zugänglich gemacht. Der Verein VEMOG wurde dabei von der Eisenstraße Niederösterreich durch die Abwicklung eines Leader- Kleinprojekts und finanziell vom Land Niederösterreich unterstützt.